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Marc Daniels


“Reißt-den-Hass-aus”-Rede

16. August 2010

Ich heiße Marc Daniels und bin der älteste Enkel von Ross Daniels, dem Erfinder des Ross Root Feeder, einem bei Hobbygärtnern beliebten Gerät zur Bewässerung. Aufgrund meiner Herkunft, meiner Lebenserfahrung und meiner lehrreichen Forschungen bin ich der Auffassung, eine außergewöhnliche geistige Perspektive erworben zu haben, die anlässlich dieser wichtigen Gedenkfeier Ihre Aufmerksamkeit verdienen mag.

Es stimmt mich froh, dass dieses Ereignis mir Gelegenheit gibt, eine gute Nachricht mit Ihnen zu teilen: Die beiden Städte Springfield, Illinois, und Des Moines, Iowa, haben eine amtliche Erklärung veröffentlicht, in der die Kinder der Kommune aufgefordert werden, in ihren Garten hinauszugehen und ein symbolisches Unkraut mitsamt der Wurzel zu rupfen – in der Absicht, damit „den Hass auszureißen“ und sowohl den Geist von Martin Luther King wie auch den von Abraham Lincoln in unseren Herzen lebendig zu halten.

Diese amtlichen Erklärungen markieren einen großen Anfang, aber meine Vision von der Zukunft ist noch weitaus größer. Wie Dr. King, dessen historischer Rede wir uns heute erinnern, habe auch ich einen Traum. Doch mein Wunsch, der staatlichen Macht die Wahrheit zu sagen, ist bescheidener, als der seine je war. Er besteht einfach darin, das Weiße Haus mit einem Birnbaum zu beschenken, der dann dort im Garten steht und um den ein Feld mit speziellen Unkräutern angelegt wird. In meiner Vision werden Kinder aus geteilten oder umkämpften Orten in der ganzen Welt eingeladen, diese „Unkräuter des Hasses“ auszureißen – eine symbolische Handlung, um die vergifteten rassischen, religiösen und ethnischen Spannungen zu beseitigen, die seit Urzeiten so viele Gesellschaften heimgesucht haben.

In meinem Traum braucht man nicht in Ruanda, dem früheren Jugoslawien oder Bolivien zu leben, um ins Weiße Haus eingeladen zu werden. Deshalb rufe ich aus meiner eher beschaulichen und geschichtsträchtigen Heimat die Kinder der Welt auf, in ihren Garten oder Park zu gehen und die eigenen Unkräuter des Hasses auszureißen. Vielleicht wird dieser Aufruf um den Erdball gehen und einen globalen, koordinierten „Reißt-den-Hass-aus“-Augenblick bewirken, in dem die Menschheit jene universelle Ökologie des Geistes erfährt, die uns alle vereint, und damit auch einen Vorgeschmack auf die lichtere und stärker am Geistigen orientierte Zukunft bekommt, die in jedem von uns und in uns allen beschlossen liegt.

Als Enkel eines amerikanischen Erfinders von eigenen Gnaden, der sich in geschäftlichen Dingen niemals mit der Antwort „Nein“ begnügte, träume ich davon, unserem Präsidenten Barack Obama einen Ross Root Feeder zu überreichen. Warum? Diese ingeniöse Erfindung, die zahlreiche Gärtner der Natur näher brachte, kann jetzt einem viel höheren Zweck dienen. Die Pflege der Wurzeln ist ein wunderbarer Akt, der günstige Bedingungen schafft und zugleich neue Einsichten gewährt. Er führt unter das Unkraut und veranlasst die Wurzeln junger Bäume, auf der tiefsten Ebene nach Wasser und Nährstoffen zu suchen. Dabei wird auch der Boden aufgelockert und die Entwicklung von Flora und Fauna gefördert. Sobald diese komplexen Verbindungen wiederhergestellt sind, verstehen wir besser, dass selbst unerwünschtes Unkraut nützlich sein kann, insofern es eine wesentliche Ressource darstellt, die uns mit spirituellem Bio-Brennstoff versorgt.

Wenn wir lernen, mit der richtigen Absicht Unkraut zu jäten, kann uns dieser Prozess die Kraft verleihen, unser Bewusstsein tiefer zu erforschen. Die Pflege der inneren Wurzeln erlaubt uns nämlich, die Schichten der lehmartigen Vorurteile – der Unkrautsamen des Hasses – zu durchstoßen und bis zur Substanz menschlicher Sehnsucht vorzudringen. Das heißt, wir erschließen jenes Gelobte Land, das Abraham Lincoln und Martin Luther King im Sinn hatten. Ein solch reichhaltiger Boden wird jedem sprießenden, von Hass erfüllten Unkraut Einhalt gebieten und die besten Früchte unserer Verbindung mit der Natur wie auch mit unseresgleichen hervorbringen. Der Wunsch danach wurde geweckt, und so sind die Früchte unseres gemeinsamen Wohls jetzt zum Greifen nah.

Ich habe den Traum, dass alle gewählten Amtspersonen – Präsident und Vizepräsident der Vereinigten Staaten mit eingeschlossen - sowie alle Bewerber um ein Amt die sich bietende Gelegenheit ergreifen und an diesen geschichtsträchtigen Ort Springfield reisen, um für sich und für die Menschen unseres großartigen Landes ein Unkraut auszureißen. Unsere Amtspersonen sind die Verwalter des öffentlichen Gutes. Wie könnten sie ihrer Verantwortung besser gerecht werden als dadurch, dass sie sich mit den tiefsten Wurzeln dieses Landes verbinden und auf solch symbolische Weise ihre Entschlossenheit demonstrieren? Es soll eine höchste Ehre sein, ein Unkraut aus jener Erde auszugraben, in der Abraham Lincolns Wurzeln am tiefsten reichen und in die er die Samen der Freiheit und der Gleichheit für alle säte.

Die Zeit ist reif, unser nationales Erbe in höchstem Grade zu fördern durch die starken Wurzeln, an denen wir uns bereits erfreuen – jene nämlich, die im Kindergarten ihren Ursprung haben. Sicherlich wissen Sie, dass dieser Ausdruck aus dem Deutschen stammt. Im 19. Jahrhundert, als der erste Kindergarten gegründet wurde mit dem Ziel, Kinder genauso wie Pflanzen zu pflegen und heranwachsen zu lassen, sah man gerade in der Gartenarbeit das geeignete Mittel, diesen Zweck zu erreichen. Dabei wurden die Kinder motiviert, sowohl ihren Körper zu ertüchtigen als auch ihren Geist zu schulen. Diese Vorstellung speist sich aus tiefen ethischen Quellen. Leider haben heute viele von uns das Gefühl, von ihren geistigen und ethischen Wurzeln abgetrennt zu sein. Nichtsdestotrotz können diese neu belebt werden!

Angesichts der globalen Herausforderungen für unsere Gesellschaft wie für die Umwelt, bedürfen wir jetzt einer ausgewogenen Zusammenarbeit zwischen Regierung, Erziehungswesen und „grüner Industrie“, damit die Kinder auf der ganzen Welt das erhalten, was sie verdienen und worauf sie einen Anspruch haben: einen Zugang zur Gartenpädagogik.

In dieser Phase restriktiver Ausgabenpolitik fordere ich keine kostspieligen Methoden zur Steigerung landwirtschaftlicher Erträge, keine überflüssigen Zusätze für den Boden, keine neuen Rechte. Es gibt bereits zahlreiche unabhängige Initiativen, die umweltfreundliche Ziele verfolgen: Green Challenge, Alliance for Community Trees, Waldorfschule, um nur einige zu nennen. Wir müssen lediglich solche Bemühungen an der Basis unterstützen, sie aufeinander abstimmen und miteinander vernetzen.

Lassen Sie mich meine Ausführungen mit einem letzten Gedanken beschließen. Im Hinblick auf eine Lebensweise, die reich ist an Werten der Gartenpädagogik, hege ich die leidenschaftliche Hoffnung, dass künftige Generationen sich von Voreingenommenheit und Vorurteil befreien werden, um jene ewigen Früchte auszukosten, die aus der Verbindung mit der Natur und mit unseresgleichen hervorgehen.

Im Namen meines Großvaters Ross Daniels sowie der Gärtner und all derer, die einen grünen Daumen haben, möchte ich diese speziell angefertigten Exemplare des Ross Root Feeder den folgenden Personen und Institutionen überreichen: Präsident Barack Obama, dem Abraham Lincoln Historic Site, dem Bürgermeister von Springfield, Herrn Tim Davlin, Pat Quinn, dem Bürgermeister von Des Moines, Herrn T.M. Franklin Cowsnie, und dem Gouverneur von Iowa, Herrn Chet Culver.

Mögen diese Geräte richtig genutzt werden, um die Samen der Hoffnung, der Freiheit und der Chancengleichheit für den Einzelnen wie auch innerhalb der Gemeinschaft zur Entfaltung zu bringen.

Herzlichen Dank!

 

 

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